Inventar
- OFFIZ Content Team
- 21. März
- 4 Min. Lesezeit

Inhaltsverzeichnis
Definition
Das Inventar ist eine detaillierte Aufstellung aller Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag. Es bildet die Grundlage für die Bilanz und ist ein wesentlicher Bestandteil der Buchführung.
Arten des Inventars
Es gibt verschiedene Arten von Inventar, die in einem Unternehmen geführt werden können:
Anlageinventar: Umfasst langfristige Vermögensgegenstände wie Maschinen, Gebäude und Fahrzeuge.
Umlaufinventar: Beinhaltet kurzfristige Vermögensgegenstände wie Vorräte, Forderungen und Bargeld.
Schuldeninventar: Listet alle Verbindlichkeiten des Unternehmens auf.
Erstellung des Inventars
Die Erstellung des Inventars erfolgt in mehreren Schritten:
Erfassung: Alle Vermögensgegenstände und Schulden werden erfasst und bewertet.
Sortierung: Die erfassten Posten werden nach bestimmten Kriterien sortiert, z.B. nach Liquidität oder Fälligkeit.
Dokumentation: Die sortierten Posten werden in einem Inventarverzeichnis dokumentiert.
Rechtliche Grundlagen
Die Erstellung eines Inventars ist gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland regelt das Handelsgesetzbuch (HGB) die Pflicht zur Inventur und zur Erstellung eines Inventars. Unternehmen müssen mindestens einmal jährlich eine Inventur durchführen und das Inventar dokumentieren.
Bedeutung und Nutzen
Das Inventar hat mehrere wichtige Funktionen:
Transparenz: Es bietet einen klaren Überblick über die Vermögenslage des Unternehmens.
Planung: Es dient als Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen und Planungen.
Rechtssicherheit: Es erfüllt gesetzliche Anforderungen und schützt vor rechtlichen Konsequenzen.
Häufigste Fehler bei der Inventarerstellung
Hier sind einige der häufigsten Fehler bei der Inventarerstellung und wie man sie vermeiden kann:
Verwendung von Zetteln oder Excel-Tabellen: Das manuelle Erfassen von Inventar mit Zetteln oder Excel-Tabellen ist zeitaufwendig und fehleranfällig. Moderne Softwarelösungen bieten eine effizientere und genauere Alternative.
Mangelnde Vorbereitung: Eine unzureichende Vorbereitung führt zu unvollständigen Inventuren und ungenauen Daten. Mitarbeiter sollten vor der Inventur geschult, Zählbereiche definiert und notwendige Werkzeuge bereitgestellt werden.
Lagerbewegungen während der Inventur: Jegliche Lagerbewegungen während der Inventur können die Genauigkeit der Daten gefährden. Daher sollten alle Bewegungen vor oder nach der Inventur protokolliert werden.
Unstrukturiertes Zählen: Unstrukturiertes Zählen führt oft zu Verwirrung und Fehlern. Die Aufteilung des Lagers in klare Zählbereiche und eine systematische Vorgehensweise sind von entscheidender Bedeutung.
Fehlerhafte Etikettierung: Falsch etikettiertes Material kann zu Inventurdifferenzen führen. Ein Vier-Augen-Prinzip bei der Wareneingangsbuchung und der anschließenden Einlagerung kann helfen, solche Fehler zu vermeiden.
Menschliche Fehler: Fehler bei der Zählung oder Erfassung sind häufig. Eine sorgfältige Schulung und klare Anweisungen können die Fehlerquote reduzieren.
Lagerbewegungen nicht dokumentiert: Bewegungen von Material im Lager, die nicht dokumentiert werden, können zu Inventurdifferenzen führen. Eine genaue Protokollierung aller Bewegungen ist daher unerlässlich.
Schäden und Diebstahl: Material, das beschädigt oder gestohlen wird und nicht korrekt erfasst wird, führt zu Inventurdifferenzen. Regelmäßige Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen können helfen, diese Probleme zu minimieren.
Die Erstellung eines Inventars ist gesetzlich vorgeschrieben
Spezielle Vorschriften für das Inventar
Ja, es gibt spezielle Vorschriften für das Inventar, die hauptsächlich im Handelsgesetzbuch (HGB) geregelt sind. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:
Handelsgesetzbuch (HGB): Das HGB schreibt vor, dass alle Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens im Inventar aufgelistet sein müssen. Dies ist in § 240 HGB festgelegt.
Inventurpflicht: Unternehmen sind verpflichtet, mindestens einmal jährlich eine Inventur durchzuführen, um das Inventar zu erstellen. Diese Bestandsaufnahme muss zu einem bestimmten Stichtag erfolgen, meist am Ende des Geschäftsjahres.
Dokumentation und Aufbewahrung: Das Inventar muss sorgfältig dokumentiert und für einen bestimmten Zeitraum aufbewahrt werden. Dies dient der Transparenz und Nachvollziehbarkeit der finanziellen Lage des Unternehmens.
GoBD (Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff): Diese Grundsätze ergänzen die Vorschriften des HGB und legen fest, wie elektronische Aufzeichnungen und Dokumentationen zu führen und aufzubewahren sind.
Steuerrechtliche Vorschriften: Neben den handelsrechtlichen Vorschriften gibt es auch steuerrechtliche Anforderungen, die die Inventarerstellung betreffen. Diese sind in der Abgabenordnung (AO) geregelt und müssen ebenfalls beachtet werden.
Häufigkeit der Inventarkontrolle
Die Häufigkeit der Inventarkontrolle kann variieren, je nach Art und Größe des Unternehmens sowie den spezifischen Anforderungen. Grundsätzlich gibt es vier Arten der Inventur:
Stichtagsinventur: Diese wird einmal jährlich zum Bilanzstichtag durchgeführt.
Permanente Inventur: Hierbei wird das Inventar kontinuierlich über das Jahr hinweg erfasst und aktualisiert.
Stichprobeninventur: Diese Methode verwendet statistische Stichproben, um das Inventar zu überprüfen.
Verlegte Inventur: Diese wird zu einem anderen Zeitpunkt als dem Bilanzstichtag durchgeführt, jedoch innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Beispiele zur Erstellung des Inventars
Beispiel 1: Einzelhandelsunternehmen
Ein Einzelhandelsunternehmen möchte sein Inventar erstellen. Der Prozess könnte wie folgt aussehen:
Erfassung des Anlagevermögens: Maschinen, Regale, Kassen und Fahrzeuge werden erfasst und bewertet.
Erfassung des Umlaufvermögens: Lagerbestände, wie Kleidung, Schuhe und Accessoires, sowie Bargeld und Bankguthaben werden erfasst.
Erfassung der Schulden: Lieferantenverbindlichkeiten und Bankdarlehen werden aufgelistet.
Sortierung und Dokumentation: Alle erfassten Posten werden nach Liquidität sortiert und in einem Inventarverzeichnis dokumentiert.
Beispiel 2: Produktionsunternehmen
Ein Produktionsunternehmen erstellt sein Inventar:
Erfassung des Anlagevermögens: Produktionsmaschinen, Werkzeuge, Gebäude und Fahrzeuge werden erfasst und bewertet.
Erfassung des Umlaufvermögens: Rohstoffe, Halbfabrikate, Fertigprodukte, Forderungen und Bargeld werden erfasst.
Erfassung der Schulden: Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und Kredite werden aufgelistet.
Sortierung und Dokumentation: Die erfassten Posten werden nach ihrer Liquidität sortiert und in einem Inventarverzeichnis dokumentiert.
Beispiel 3: Dienstleistungsunternehmen
Ein Dienstleistungsunternehmen erstellt sein Inventar:
Erfassung des Anlagevermögens: Büroausstattung, Computer, Softwarelizenzen und Fahrzeuge werden erfasst und bewertet.
Erfassung des Umlaufvermögens: Forderungen aus Dienstleistungen, Bankguthaben und Bargeld werden erfasst.
Erfassung der Schulden: Verbindlichkeiten gegenüber Dienstleistern und Kredite werden aufgelistet.
Sortierung und Dokumentation: Alle erfassten Posten werden nach ihrer Liquidität sortiert und in einem Inventarverzeichnis dokumentiert.
Beispiel 4: Gastronomiebetrieb
Ein Gastronomiebetrieb erstellt sein Inventar:
Erfassung des Anlagevermögens: Küchengeräte, Möbel, Fahrzeuge und Gebäude werden erfasst und bewertet.
Erfassung des Umlaufvermögens: Lebensmittelvorräte, Getränke, Bargeld und Bankguthaben werden erfasst.
Erfassung der Schulden: Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und Kredite werden aufgelistet.
Sortierung und Dokumentation: Die erfassten Posten werden nach ihrer Liquidität sortiert und in einem Inventare
Fazit
Das Inventar ist ein unverzichtbares Instrument der Buchführung und Unternehmensführung. Es sorgt für Transparenz, unterstützt die Planung und erfüllt gesetzliche Vorgaben. Ein sorgfältig geführtes Inventar ermöglicht eine präzise Bewertung der Vermögenslage und Schulden eines Unternehmens, was die Grundlage für fundierte betriebswirtschaftliche Entscheidungen bildet. Durch den Einsatz moderner Technologien kann die Effizienz und Genauigkeit der Inventur erheblich verbessert werden. Insgesamt trägt ein gut geführtes Inventar wesentlich zum Erfolg und zur rechtlichen Sicherheit eines Unternehmens bei.