SOP (Standard Operating Procedure)
- OFFIZ Content Team
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Inhaltsverzeichnis
1. Was ist ein SOP (Standard Operating Procedure)?
Ein SOP (Standard Operating Procedure) ist eine schriftlich fixierte, standardisierte Arbeitsanweisung für wiederkehrende Abläufe. Es beschreibt wer, was, wie und in welcher Reihenfolge ausführt, um ein definiertes Ergebnis in gleichbleibender Qualität zu erreichen.
Typische Merkmale eines SOP:
Wiederholbare Tätigkeit: Der Ablauf kommt regelmäßig vor.
Standardisierte Schritte: Die Vorgehensweise ist festgelegt und nachvollziehbar.
Verbindlichkeit: Mitarbeitende sind angehalten, sich an das SOP zu halten.
Dokumentation: Das Dokument ist versioniert, freigegeben und zentral abgelegt.
Verwandte Begriffe sind z. B. Arbeitsanweisung, Prozessbeschreibung oder Verfahrensanweisung. Im Qualitätsmanagement (z. B. ISO-Normen) sind SOPs ein zentraler Baustein, um Prozesse nachweisbar zu steuern.
2. Warum sind SOPs für Unternehmen so wichtig?
Gut gemachte Standard Operating Procedures bringen gleich mehrere Vorteile:
2.1 Konstante Qualität und weniger Fehler
Wenn alle Mitarbeitenden nach dem gleichen Schema arbeiten, sinkt die Variabilität. Das bedeutet:
weniger Fehler und Reklamationen
reproduzierbare Ergebnisse
nachvollziehbare Ursachenanalyse, wenn doch etwas schiefgeht
2.2 Schnellere Einarbeitung neuer Mitarbeitender
SOPs sind eine Art „How-to“ für Aufgaben:
Neue Mitarbeitende können sich Schritt für Schritt orientieren.
Wissen hängt weniger an einzelnen Personen.
Schulungen lassen sich mit SOPs klar strukturieren.
2.3 Compliance, Audit- und Zertifizierungsfähigkeit
Vor allem in regulierten Branchen (z. B. Medizin, Pharma, Lebensmittel, Luftfahrt) sind SOPs Pflicht:
Nachweisbare Einhaltung von Normen und gesetzlichen Vorgaben
Besser vorbereitet auf Audits und Zertifizierungen
Reduziertes Risiko von Bußgeldern oder Haftungsfällen
2.4 Skalierbarkeit von Prozessen
Standardisierte Abläufe lassen sich leichter:
auf neue Standorte übertragen
an externe Dienstleister kommunizieren
durch Tools und Automatisierung unterstützen
Kurz gesagt: Ohne dokumentierte Abläufe ist skalierbares Wachstum kaum möglich.

3. Aufbau und typische Inhalte eines SOP
Es gibt kein weltweit einheitliches Layout, aber die meisten SOPs folgen einer ähnlichen Struktur. Ein möglicher Aufbau:
Titel und Kennzeichnung
Eindeutiger Titel (z. B. „SOP – Rechnungseingang prüfen“)
SOP-Nummer oder Dokumentencode
Erstellungsdatum, Versionsnummer, Verantwortliche Person
Zweck und Geltungsbereich
Warum gibt es dieses SOP?
Welche Prozesse, Abteilungen, Standorte sind betroffen?
Begriffe und Abkürzungen
Erklärung wichtiger Fachbegriffe
Abkürzungen, Rollenbezeichnungen (z. B. „QS“ für Qualitätssicherung)
Rollen und Verantwortlichkeiten
Wer führt den Prozess aus?
Wer prüft/freigibt?
Wer ist für die Aktualisierung des SOP verantwortlich?
Voraussetzungen und benötigte Ressourcen
Benötigte Dokumente, Formulare, Tools, Systeme
Qualifikationen/Schulungen, die für die Durchführung nötig sind
Detaillierte Verfahrensbeschreibung (Ablauf)
Schritt-für-Schritt-Darstellung
Checklisten, Tabellen, ggf. Ablaufdiagramme
Klare, aktive Sprache („Mitarbeiter X führt… durch.“)
Qualitäts- und Prüfpunkte
Welche Kontrollen müssen durchgeführt werden?
Welche Grenzwerte, Toleranzen oder Standards gelten?
Dokumentation und Aufbewahrung
Welche Nachweise müssen erstellt werden (Formulare, Protokolle)?
Wo und wie lange werden diese aufbewahrt?
Anhänge
Formulare, Muster, Screenshots
Prozessdiagramme, Beispiele
Beispiel-Überschrift eines SOP
SOP-Nummer: FIN-01Titel: SOP – Rechnungseingang prüfen und buchenVersion: 1.3 | Gültig ab: 01.03.2025 | Verantwortlich: Leiter Finanzbuchhaltung
4. SOP erstellen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Damit Ihr SOP nicht nur „für die Schublade“ entsteht, sondern im Alltag genutzt wird, hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:
Schritt 1: Relevante Prozesse identifizieren und priorisieren
Welche Abläufe sind kritisch für Qualität, Sicherheit oder Compliance?
Wo entstehen die meisten Fehler oder Rückfragen?
Wo ist ein hoher Schulungsaufwand vorhanden?
Starten Sie mit 3–5 wichtigen Prozessen, statt direkt alles dokumentieren zu wollen.
Schritt 2: Ist-Prozess verstehen und aufnehmen
Beobachten Sie die tatsächliche Praxis („Gemba“ – dorthin gehen, wo die Arbeit passiert).
Führen Sie Interviews mit Mitarbeitenden, die den Prozess täglich ausführen.
Zeichnen Sie den Ablauf grob als Flowchart oder in Stichpunkten auf.
Achten Sie auf Unterschiede zwischen „offizieller“ und „gelebter“ Praxis.
Schritt 3: Struktur und Format des SOP festlegen
Unternehmensweit einheitliches SOP-Template definieren (Layout, Abschnitte, Nummernkreis).
Entscheiden Sie, wo die Dokumente gespeichert werden (z. B. QM-System, Intranet, Wiki).
Regeln Sie, wer SOPs freigeben darf (z. B. Prozessverantwortlicher + QM).
Schritt 4: Klar und einfach formulieren
Beim Schreiben gilt: so viel Detail wie nötig, so wenig Text wie möglich.
Kurze Sätze, aktive Formulierungen („Mitarbeiter X prüft…“ statt „Es wird geprüft…“).
Eindeutige Begriffe (z. B. „Rechnung im ERP-System buchen“ statt nur „Rechnung bearbeiten“).
Nummerierte Schritte und Zwischenüberschriften verwenden.
Wo sinnvoll, mit Bildern, Screenshots oder Tabellen arbeiten.
Schritt 5: SOP testen und Feedback einholen
Bevor das SOP offiziell freigegeben wird:
Lassen Sie Personen, die den Prozess ausführen, den Entwurf ausprobieren.
Beobachten Sie, wo Missverständnisse oder Fragen auftauchen.
Passen Sie Formulierungen und Reihenfolge bei Bedarf an.
Schritt 6: Freigabe, Veröffentlichung und Schulung
SOP offiziell freigeben (z. B. durch die Prozessverantwortung und QM).
Dokument an der definierten Stelle ablegen und Version eindeutig kennzeichnen.
Mitarbeitende schulen: Kurzschulungen, E-Learnings, Erklärvideos oder Teammeetings.
Schritt 7: Regelmäßig überprüfen und aktualisieren
Review-Intervalle festlegen (z. B. jährlich oder nach Prozessänderungen).
Änderungen dokumentieren (Änderungshistorie, neue Versionsnummer).
Alte Versionen archivieren, aber klar als „ungültig“ kennzeichnen.
5. Best Practices für Einführung und Pflege von SOPs
Damit SOPs nicht zur „Papierwüste“ werden, helfen diese Praxis-Tipps:
5.1 Realistische Detailtiefe
Nicht jede Kleinigkeit muss beschrieben sein.
Fokus auf Schritte, bei denen Fehler Risiken oder Mehrarbeit verursachen.
Wiederkehrende Hinweise lieber in Checklisten auslagern, statt im Fließtext zu verstecken.
5.2 Klare Verantwortlichkeiten
Für jedes SOP eine verantwortliche Rolle benennen (z. B. „Owner“).
Verantwortliche Person ist Ansprechperson für Fragen und Aktualisierungen.
5.3 Zentrale, leicht zugängliche Ablage
Alle SOPs sollten an einem zentralen Ort liegen (z. B. DMS, Intranet, Wiki).
Zugriff muss schnell und einfach sein – besonders für neue Mitarbeitende.
Vermeiden Sie Dubletten in privaten Ordnern oder Mail-Anhängen.
5.4 Schulung und Verankerung im Alltag
SOPs regelmäßig in Meetings, Schulungen oder Onboardings nutzen.
Bei Prozessabweichungen gezielt auf das SOP verweisen.
Erfolg messbar machen: z. B. weniger Fehler, schnellere Durchlaufzeiten.
5.5 Kontinuierliche Verbesserung
Rückmeldungen aus dem Alltag aktiv einsammeln.
SOPs nicht als statisches Dokument sehen, sondern als lebendige Arbeitsgrundlage.
Änderungen iterativ einpflegen, statt alle paar Jahre alles neu zu schreiben.
Fazit
Ein SOP (Standard Operating Procedure) ist mehr als nur „Papierkram“. Richtig aufgebaut und aktiv gelebt, wird es zum Werkzeug für Qualität, Effizienz und Wachstum. Wenn Sie mit ein paar kritischen Prozessen starten, ein klares Template definieren und Verantwortlichkeiten benennen, schaffen Sie eine stabile Grundlage für professionelles Prozessmanagement.


